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Die Krankheit verstehen

Noma, aus dem griechischen "Nomein", d. h. verschlingen, ist eine verheerende Nekrose, die im Mund mit einer gutartigen Läsion beginnt, aber letztendlich das Gesicht auf entsetzlicher Weise zerfrisst. Sie zerstört schnell die Weichteile und Knochen des Gesichts und verunstaltet radikalisch deren Opfer, vor allem junge Kinder zwischen 2 und 6 Jahre alt. 80-90 % sterben in völliger Gleichgültigkeit des Gefolges. Die Überlebenden werden nie mehr in der Lage sein, zu essen, zu sprechen und normal zu atmen. Meistens werden sie von ihren Gemeinschaften abgewiesen, da sie Noma als Fluch betrachten.

Infektionskrankheit

Jedes mangelernährte, in prekären Verhältnissen lebende Kind kann zu Noma-Opfer werden

Noma ist nicht übertragbar, und ist mit keinem Virus oder Bakterium verbunden. Sie ist eine Infektion, die durch eine Aneinanderkettung mehrerer Faktoren begünstigt wird:

• mangelnde Hygiene, vor allem mundbezogene
• Mangelernährung, die den Körper schwächt.
• der Mangel an Grundversorgung, weil die Klinik zu weit weg ist und
• infektiöse oder parasitäre Krankheiten wie Masern, Scharlach, Malaria oder AIDS, die zu einer Schwächung der Immunabwehr führen.

Die Situation wird durch die prekären Lebensbedingungen, die für extrem arme Länder charakteristisch sind, verschärft:

• Probleme des Zugangs zu sauberem Trinkwasser und medizinischer Versorgung,
• Stillenschwierigkeiten für Mütter, die unterernährt sind, wobei in sehr armen Familien die Brust die einzige Ernährungsquelle für Kleinkinder ist
• die unmittelbare Nähe im Dorfzentrum von Hoftieren und der daraus entsehende Mangel an Hygiene,
• die Ignoranz der Familien und der Gemeinschaft, die glauben, dass sie verflucht worden sind, da sie nicht verstehen, dass Noma geheilt werden kann. Die Überlebenden leiden dann unter Diskriminierung und Stigmatisierung in ihren Gemeinschaften.

Selbst in Ländern, wo die Hungersnot nicht weit verbreitet ist, sind Kinder unterernährt; ihnen fehlt, Protein, Vitamine oder Eisen und sie sind kaum in der Lage, Angriffe von Malaria und Durchfall, die Kinder schnell erschwächen, widerzustehen.

Für weitere Informationen können Sie diesen Artikel lesen:
- Noma : an « infectious » disease of unknown aetiology
- Noma (cancrum oris)

Stadien der Entwicklung

Rechtzeitig verabreichte Antibiotika, die nur ein paar Franken kosten, stoppen die Krankheit.

Die ersten Anzeichen von Noma manifestieren sich durch:
• kleine sehr schmerzhaften Wunden innerhalb der Wangen oder am Zahnfleisch, die bluten können (nekrotisierende ulzerierende Gingivitis)
• Mundgeruch
• Fieber
• Verlust des Appetits

Es ist gerade zu diesem Zeitpunkt, dass das Kind behandelt werden muss, um das Schlimmste zu vermeiden...

In diesem Stadium könnte durch Mundspülungen mit Desinfektionsmittel, zusätzliche Vitamine und antibiotische Behandlung die Krankheit noch gestoppt werden, vorausgesetzt dass das zuständige Gesundheitspersonal in den Regionalzentren und Dörfern sowie traditionelle Heilern über das notwendige Wissen verfügten.

Ohne jegliche Behandlung wird das Kind fieberkrank und appetitlos und verliert seine natürliche Immunität. Es wird schwächer, die Krankheit stärker. Noma entwickelt sich innerhalb ein paar Tagen und bildet ein Mund- oder Wangenödem, das zunächst weich und dann aufgeblasen wird.

Es handelt sich hier um einen medizinischen Notfall, und das Kind muss so schnell wie möglich eine antibiotische Behandlung erhalten, um dauerhafte Entstellung zu verhindern...

Wenn dies nicht möglich ist, geschieht alles sehr schnell. Dunkle Blasen erscheinen auf dem Fleisch, die dann anfangen, zu verwesen. Nekrose zerstört dann Weichteile und Knochen gleichermaßen in wenigen Tagen. Das Kiefer des Kindes blockiert in geschlossener Stellung, es ist nicht mehr in der Lage zu essen, und viele Erkrankungen der Atemwege treten auf. Eine gangränöse Plakette bildet sich, die beim Ausfallen ein klaffendes Loch im Gesicht hinterlässt.

Damit endet die akute Phase der Krankheit. Es bleibt danach nur rekonstruktive Chirurgie möglich. Wenn keine medizinische Behandlung vorhanden ist, stirbt das Kind in 90 % der Fälle, und hinterlässt oft keine Spur...

Die Überlebenden sind lebenlang entstellt, und leiden unter Folgeerscheinungen, die ihnen nicht mehr erlauben, normal zu essen, zu sprechen oder zu atmen. Wie bei Lepra-Fällen werden Noma-Opfer häufig von ihrer eigenen Gemeinschaften abgewiesen.

Humanitäre Folgen

Ein Fluch auf die Familie und ihr Dorf

Die physischen, psychischen und sozialen Folgen sind alle dramatisch:
• Beschädigte lebenswichtige Funktionen:
Als die Krankheit sich entwickelt, blockieren die Kiefer. Die Opfer verlieren allmählich die Verwendung des Mundes. Essen, atmen und sehen werden schwierig, da die Infektion Nase und manchmal auch Augen angreift.
• Tod:
Erfolgt in 70-90 % der Fälle, die keine medizinische Behandlung erhalten. Durch Infektion und/oder Hunger verursacht, da die Opfer nicht in der Lage sind, sich selbst zu ernähren.
• Entstellung für die Überlebenden:
Die Krankheit führt zu progressive, oft unerträgliche, Entstellung des Gesichts, wegen Retraktion des Narbengewebes. Zerfressenes Gesicht, zusammengeschweißte Kiefer, Augen oft betroffen – so sehen Kinder mit Noma aus.
• Ablehnung der Familienmitglieder:
Opfer einer schnell einsetzenden Krankheit, die – wie Lepra - als ein Fluch auf die Familie und Dorfbewohner gilt, werden sie manchmal von ihren eigenen Gefolgen abgewiesen, und ihrem Schicksal draussen im Busch überlassen.