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Hintergrund

„Vor zwanzig Jahren begann Edmond Kaiser bei internationalen Organisationen einschließlich der WHO sowie bei zuständigen Regierungsbehörden hartnäckige Lobbyarbeit zu treiben. Schon dann war er des Ausmaßes der Not von kindlichen Noma-Opfern bewusst und entsetzt dass sich niemand darum kümmerte. Seine wiederholten Appelle, zusammen mit den Sentinelles-Missionen nach Mali (1988), Burkina Faso und Niger (1992), waren maßgeblich für die Einführung des Kampfes gegen Noma, und der Soforthilfe für die jungen Opfer dieser fürchterlichen Gedrängnis, die Schönheit und Leben verschlingt." Sentinelles

Epidemiologische Überwachung

Über die gesamte Zahl der Fälle stehen, wegen der schlecht entwickelten Gesundheitssysteme und standesamtlichen Datensätze in den Ländern, wo die Noma auftritt, nur wenige zuverlässigen Statistiken zur Verfügung.

Die jährliche Aufteilung der Neuerkrankungen zeigt, dass klimatische Faktoren eine Rolle spielen. Es gibt ein Aufschwung in der trockenen Jahreszeit, von einigen Wissenschaftlern als "Hunger-Monat" umbenannt. Ein weiterer Faktor erschwert die Erfassung von Daten: die meisten Opfer haben keine Zeit, eine Therapie-Center zu erreichen, bevor sie der Krankheit erliegen. Die Situation ist also eindeutig viel tragischer, als sie erscheint.

Die Stiftung Winds of Hope finanziert teilweise eine epidemiologische Studie über Noma in Afrika. Diese Studie wurde von WHO/ Afro durchgeführt, und deren im Jahre 2008 veröffentlichte Ergebnisse haben gezeigt, dass:

• Mehr als 100 000 Kinder sind jährlich von Noma betroffen. Die Opfer sind fast alles Kinder im Alter von 6 Monaten bis 6 Jahren. In Ermangelung einer Behandlung ist Noma in 70 bis 90 % der Fälle tödlich. Eine vernünftige Schätzung wäre 80.000 Todesfälle pro Jahr.

• 20.000 Kinder pro Jahr überleben die Noma, aber leben dann versteckt.

• 500.000 Noma-Überlebende leben zur Zeit in der Welt.

• Betroffen sind die ärmsten Länder Afrikas, Asiens und Südamerikas, und am stärksten (mit 80 % der Fälle) der afrikanische Kontinent.

• Heute ist Noma, die in vielen afrikanischen Ländern endemisch ist, zu einem Problem der öffentlichen Gesundheit geworden, vor allem in bestimmten Populationen der Sahel-Region, die auch manchmal als "Noma-Gürtel" bezeichnet wird.

• Noma wäre wie die meisten Munderkrankungen, aufgrund einer allgemeinen Verschlechterung der Lebensbedingungen in Afrika (Unterernährung, mangelnde Hygiene, HIV/AIDS, Konflikt, Korruption usw), auf dem Vormarsch.

• Noma erscheint auch sporadisch in den entwickelten Ländern, wo diese Entstehung mit Faktoren wie HIV/AIDS verbunden sein kann. Diese Studie basiert auf die einzigen vorhandenen Statistiken die vor über 10 Jahren von der WHO etabliert wurden. Nun wären weitere Studien wünschenswert.

Geopolitik

Angesichts des Ausmasses der körperlichen Folgen und der Dringlichkeit der unverzüglichen Diagnose ist Noma ein gewaltiges Problem für die öffentliche Gesundheit.. Diese Infektionskrankheit ist auch das höchste Symptom von Armut, schwerer Unterernährung und sozialer Ungleichheiten. Das Auftreten von Noma ist eine Manifestation von Verletzungen der Menschenrechte, was Zugang zu Bildung, Gesundheit und Ernährung betrifft

Diese Karte zeigt die Nicht-Wüstenregionen der Welt auf der Grundlage der durchschnittlichen Jahreseinkommen der Bevölkerungen:
. In blau, sehr hoch entwickelte Länder mit einem Jahreseinkommen von mehr als 12'000 USD
. In lila, entwickelte Länder mit einem Jahreseinkommen zwischen 4'000 und 12'000 USD
. In rot, Entwicklungsländer mit einem Jahreseinkommen zwischen 1'000 und 4'000 USD
. In gelb, unterentwickelte Länder mit einem Jahreseinkommen von weniger als 1'000 USD

Quelle: National Geographic
In Afrika südlich der Sahara und Zentralafrika konzentrieren sich die meisten sehr armen Menschen in der Welt. Sie werden wegen Klimaveränderungen und der prekären Sicherheitslage immer zahlreicher.

Winds of Hope entschied sich, ihre Aktion vor allem auf die Bevölkerungen der Subsahara-Region zu konzentrieren, die ganz besonders von endemischer Noma betroffen sind.

Noma ist angesichts der Schwere und der Dringlichkeit der Krankheit ein wichtiges Gesundheitsproblem. Man kämpft gegen die Kindersterblichkeit, die in weniger als 8 Wochen auftritt...

Wegen Unwissenheit und dem raschen Einsetzen der Krankheit, erreichen nur 7-8 % der Kinder, die zu Opfer dieser gangränösen Infektion werden, die Gesundheitsstrukturen. Alle andere - das heisst mehr als die 90 % - sterben in totaler Vergessenheit zuvor...
Noma ist eine Erkrankung, die an der Kreuzung von Problemen liegt, die so wichtig und ernst sind wie:

• extreme Armut,
• Mangelernährung,
• Mundhygiene,
• Infektionskrankheiten,
• Kinderkrankheiten,
• soziale Ungleichheit.
• Unwissenheit, Bildung,
• Notfallmedizin,
• Menschenrechte.

Wegen fehlender Ressourcen und aktiver im Kampf gegen Noma humanitären Organisationen, gibt es nur selten Informationen über das Ausmaß der Probleme in Asien und Südamerika.

Geschichte

Obwohl Ärzten in der Antike bekannt und in den Konzentrationslagern der Nazis beschrieben, wurde das internationale Bewusstsein der Existenz von Noma nur dank der Kampagnen von Edmond Kaiser erweckt.

Noma war in der Antike schon bei Ärzten wie Hippokrates, Gallien, Celsus und Aretaeus Kappadokiens bekannt. In Europa wird diese Krankheit in zahlreichen Texten der 18. und 19. Jahrhunderte in Frankreich, Deutschland, Polen, Schweden, den Niederlanden, Großbritannien und Spanien erwähnt. Noma-Fälle wurden auch in den Jahren 1826 und 1848 in den Vereinigten Staaten beschrieben. In 1848 definierte Jules Tourdes von der Strasburger Medizinischen Fakultät in seiner Dissertation von 1848 Über Noma oder Sphacelus des Mundes bei Kindern Noma als "... eine Gangrän, die im Mund einsetzt, und in erster Linie Kinder betrifft, deren allgemeiner Gesundheitszustand durch mangelnde Hygiene und ernsthafte Kinderkrankheiten wie die verschiedenen Fieber mit Hautausschlag geschwächt wurde“. Die Infektion beginnt mit einem Schleimhautgeschwür, das mit Gesichts-Ödem assoziiert ist, breitet sich dann schnell von innen nach außen aus, und zerstört Weichgewebe sowie Knochen. Die Krankheit ist fast immer tödlich ». Im 20. Jahrhundert, als Episoden von Hungersnot seltener, und Hygiene weiter verbreitet wurden, verschwand Noma aus den Industrieländern, mit Ausnahme der in den Nazi-Konzentrationslagern Auschwitz und Belsen beschriebenen Fällen.
Dank vor allem der Kampagne von Edmond Kaiser und Yvan Muriset, Gründer von Sentinelles, wurde die Tatsache ins Tageslicht gebracht, dass Noma doch nicht überall verschwunden war. Im Jahr 1989 wurde Noma zum ersten Mal auf die Tagesordnung der internationalen Gemeinschaft gesetzt, nämlich bei der Generalversammlung der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Ein wichtiger Schritt nach vorne kam dann im Jahre 1992 mit der Fassung eines WHO-Beschlusses, eine Strategie und Aktionsplan zur Bekämpfung von Noma einzuführen. Daraus folgte im Jahre 1994 die offizielle Anerkennung Nomas als Problem der öffentlichen Gesundheit. Ein internationales Programm für den Kampf gegen Noma wurde dann implementiert. Dazu gehörte die Schaffung eines internationalen Netzwerks für Noma-Bekämpfung (RIACN), das für die Überwachung dieses Programms zuständig war.

Angesichts der unzureichenden Finanzierung - und leider auch mangelndes Interesse bei der internationalen Gemeinschaft - musste die WHO ihr Programm auf Eis legen und die Verantwortung dafür an das Regionalbüro für Afrika (WHO / AFRO) übertragen. Ausschliesslich lokale Kampagnen wurden darauffolgend durchgeführt, unter Verwendung von privaten Mitteln, insbesondere von den NGOs Sentinelles, Hilfsaktion, Campaner, Au Fil de la Vie, Hymne aux Enfants und Enfants du Noma. Dutzende von Kindern wurden während mehrerer von ehrenamtlichen Spezialisten durchgeführten Einsatz-Missionen operiert.

Erst im Jahr 2000 konnten dank der Intervention der Winds of Hope-Stiftung die nationalen Anti-Noma Programme, die ursprünglich von der WHO geplant worden sind, endlich wieder in Gang gebracht werden. Nach einer erfolgreichen Versuchsphase im Niger, unterzeichnete die Stiftung eine fünfjährige Partnerschaft mit der WHO, um die Kampagne auf Burkina Faso und Mali, und später auf Benin, Togo und Senegal auszudehnen.

Studien & Forschung

Das Auftreten von Noma wird durch einen starken Rückgang der Immunabwehr verursacht. Jedoch bezieht sich das Auftreten an keinen bestimmten Virus und auch an keine Bakterie.


 

 

 

 

Bisjetzt sind Literatur und Forschung über Noma noch sehr begrenzt. Jedoch hat es sich herausgestellt, dass die ersten Symptome sich oft nach einer ansteckenden Krankheit entwickeln, oder aber bei einem Kind, das an Unterernährung leidet. Neuere Forschungen von GESNOMA (Prof Denis Montandon und Dr. Denise Baratti-Mayer von der Universitätsklinik in Genf) haben gezeigt, dass die Noma durch einen starken Rückgang des Immunsystems verursacht wird, dessen Ursprung darin liegt, dass während der Schwangerschaft die Mutter in Anwesenheit von zahlreichen Geschwistern in einem Zustand der Unterernährung und Erschöpfung ist. Doktorarbeit - Dr. Denise Baratti Mayer - Studie über die Ätiologie der Noma: mikrobiologische Aspekte und Risikofaktoren.

Ein anderes ätiologisches Forschungsprojekt wurde durch GESNOMA durchgeführt, um festzustellen, ob ein bestimmter bakterieller oder viraler Agent am Ursprung der Krankheit sein könnte. Die Antwort war negativ: die Entstehung von Noma ist mit keinem bestimmten Virus oder Bakterium verbunden. Das Ergebnis dieser Forschung wurde in der Lancet veröffentlicht: Risk factors for noma disease: a 6-year, prospective, matched case-control, study in Niger.

source : http://www.prb.org/FrenchContent/2008/StuntingSSAfrica.aspx Charles Teller et al., « Five Emerging Patterns of Demographic, Health and Nutrition Transitions and Stalls in Africa, 1986-2006, » rapport préparé pour l’USAID, août 2007